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ja, Jungs, was muß man tun, um Angstmachern angst zu machen, um Schreckgespenstern einen Schrecken einzujagen, um kalte Schauer das Zittern zu lehren?« fragte Downground, der in einer Wolke verborgen war. »Was ist größer als Hexen und Dämonen?«

»Größere Hexen?«
»Größere Dämonen?«
»Größere Kirchen?« schlug Tom vor.
»Sehr gut, richtig! Eine Idee wird groß. Eine Religion wird groß. Und wie? Indem sie Häuser baut, die groß genug sind, ihren Schatten über ein ganzes Land zu werfen. Man baut Gebäude, die man hundert Meilen weit sehen kann. Man baut ein Gebäude, das so groß und berühmt ist, daß es darin einen Buckligen gibt, der die Glocken läutet. Also, Jungs, dann helft mir mal – Stein um Stein, Strebebogen um Strebebogen. Wir bauen …«

»Nôtre-Dame!« riefen acht Jungen.

»Und wir haben einen Grund dazu«, sagte Downground. »Hört ihr?«
Bong!
Hoch oben läutete eine Glocke.
Bong!
»Hilfe …!« flüsterte eine Stimme, als der dumpfe Ton verklungen war.
Bong!
Die Jungen blickten auf und sahen im Gegenlicht des Mondes eine Art Gerüst, das auf einem halb fertiggestellten Glockenturm errichtet war. An seiner äußersten Spitze hing eine riesige Glocke aus Bronze, die nun läutete.
Und aus dem Inneren der Glocke rief bei jedem klingenden, gongenden Ton eine kleine Stimme:
»Hilfe!«
Die Jungen sahen Downground an.
In ihren Augen stand nur eine Frage:
Pipkin?
Wir treffen uns in der Luft! dachte Tom. Und da ist er!
Kopfunter, hoch über Paris, hing Pipkin in der Glocke, und sein Kopf diente als Klöppel. Oder jedenfalls hing dort der Schatten, die Erscheinung, der verirrte Geist von Pipkin.
Das heißt, da war eine Glocke, die die Stunden mit einem Klöppel aus Fleisch und Blut schlug. Pipkins Kopf schlug die Glocke. Bong! Und noch einmal: Bong!
»Er wird sich den Schädel einschlagen«, rief Henry-Hank.
»Hilfe!« schrie Pipkin, ein Schatten in der Glocke, ein Geist, der kopfunter festgekettet war, um die Viertelstunden und Stunden zu schlagen.
»Fliegt!« befahlen die Jungen ihren Besen, doch die blieben leblos auf dem Pflaster von Paris liegen.
»Mausetot«, sagte Downground bedauernd. »Keinen Saft, keine Kraft, kein Feuer mehr. Na, dann.« Er rieb sein Kinn, daß Funken sprühten. »Wie kommen wir ohne Besen da hinauf, um Pipkin zu helfen?«
»Sie müssen fliegen, Mr. Downground.«
»Nein, nein, so geht das nicht. Heute nacht müßt ihr ihn retten, immer und immer wieder, bis zur letzten großen Rettung. Wartet! Ah! Eine Inspiration: Wir wollten doch Nôtre-Dame bauen, hab ich recht? Nun denn, dann laßt uns damit anfangen und zu dem dickschädligen, glockenschlagenden, stundenverkündenden Pipkin hinaufsteigen! Na los doch! Steigt die Treppe hinauf!«
»Was für eine Treppe?«
»Die hier! Da! Da! Und da!«
Steine fügten sich zusammen. Die Jungen traten vor. Und während sie die Füße hoben, ausstreckten und absetzten, bildete sich darunter Stein für Stein eine Stufe.
Bong! machte die Glocke.
Hilfe! rief Pipkin.
Füße schritten aus in leere Luft, senkten sich und trafen polternd, kratzend, tappend auf …
Eine Stufe. Noch eine Stufe.
Und noch eine und noch eine, in den leeren Raum hinein.
Hilfe! rief Pipkin.
Bong! machte die Glocke.
So rannten sie ins Leere, und Downground folgte ihnen und trieb sie an. Sie rannten hinaus, auf reinem, windigem Licht, und unter ihren Sohlen wurden Steine und Mörtel gemischt und ausgeteilt und fügten sich zu fester Form und Gestalt.
Es war, als würde man durch eine Torte rennen, die sich Schicht für Schicht selbst aufbaute, und die Glocke läutete wild, und der verzweifelte Pipkin flehte, sie sollten sich beeilen.
»Da ist unser Schatten«, sagte Tom.
Und tatsächlich warf der Mond den Schatten der herrlichen Kathedrale von Nôtre-Dame über ganz Frankreich und halb Europa.
»Los, Jungs – keine Rast, keine Pause! Weiter!«
Bong!
Hilfe!
Sie rannten. Sie begannen mit jedem Schritt zu fallen, doch immer und immer wieder waren Stufen da, um sie aufzufangen und höher und höher hinaufzutragen, so daß die Schatten der Glockentürme weit über Flüsse und Felder fielen und die letzten Hexenfeuer an den Wegkreuzungen erstickten. Auch auf tausend Meilen Entfernung verloschen alte Weiber, weise Männer, Dämonendiener wie Kerzen, lösten sich in Rauch auf, sanken klagend zu Boden und verkrochen sich, als die Kirche sich hoch in den Himmel reckte.
»Ihr habt gesehen, wie die Römer die Bäume und den Totengott der Druiden fällten. Wir werden jetzt mit dieser Kirche einen Schatten werfen, der die Hexen von ihren Stelzen fegen und zwielichtige Zauberer und billige Magier in die Schranken weisen wird. Keine kleinen Hexenfeuer mehr. Nur noch diese große, leuchtende Kerze: Nôtre-Dame. Bitte sehr!«
Die Jungen waren begeistert.
Die letzte Stufe war fertig.
Sie waren keuchend an der Spitze angelangt.
Die Kathedrale von Nôtre-Dame war fertiggestellt.
Bong!
Leise schlug ein letztes Mal die Stunde.
Die große Glocke aus Bronze erbebte.
Und war leer.
Die Jungen beugten sich vor, um in ihr gähnendes Innere zu sehen.
Dort hing kein Klöppel in Gestalt von Pipkin.
»Pipkin?« flüsterten sie.
»…kin«, hallte es leise nach.
»Er muß hier irgendwo sein. Ihr würdet euch in der Luft treffen, hat er versprochen. Und was er versprochen hat, das hält er auch«, sagte Downground. »Seht euch um. Gute Arbeit, was? Jahrhundertelange Mühsal im Galopp und Handumdrehen. Aber leider fehlt außer Pipkin noch etwas. Was das ist? Seht nach oben. Seht euch um. Na?«
Die Jungen blickten sich ratlos um.
»Äh …«
»Ist das hier nicht schrecklich schlicht? Schrecklich glatt und schmucklos?«
»Wasserspeier!«
Alle fuhren herum und sahen …
… Wally Babb an, der sich als Wasserspeier verkleidet hatte. Er strahlte über seinen genialen Einfall.
»Wasserspeier. Hier sind keine Wasserspeier.«
»Wasserspeier«, sagte Downground und rollte und zerzischelte das Wort kunstvoll mit seiner Reptilienzunge. »Wasserspeier. Sollen wir sie anbringen, Jungs?«
»Wie denn?«
»Ich glaube, wir können sie hinpfeifen. Pfeift nach Dämonen, pfeift nach Teufeln, laßt einen grellen, lauten Pfiff los, damit Ungeheuer kommen und wilde, zähnefletschende Kreaturen der Nacht.«
Wally Babb holte tief Luft. »Hier ist mein Pfiff.«
Er pfiff.
Alle pfiffen.
Und die Wasserspeier?
Sie kamen gerannt, so schnell sie nur konnten.

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